Es besteht aus zwei gegensätzlich wirkenden Anteilen:
- dem Sympathikus
- aktiviert, vermittelt leistungssteigernde Impulse
- vermittelt die unbewusste Beteiligung von Organen an seelischen Vorgängen
- bildet das sogenannte Sonnengeflecht, vor der Wirbelsäule
- macht also den Menschen leistungsfähig für seine Umwelt – aber zu Lasten der eigenen körperlichen und seelischen Reserven.
- dem Parasympathikus
- wirkt beruhigend und entspannend
- kann die Herztätigkeit verlangsamen
- versorgt über den Gehirnnerv Vagus zahlreiche Organe, vor allem den Verdauungstrakt („Darmnerv“) oder die Atmungsorgane.
- Zur Verdauung regt er zum Beispiel die Säfte an – vom Speichelfluss bei Appetit – insgesamt 7 Liter, die bei „Stress“ nicht fliessen („trockener Mund“)
- Er ist für den Aufbau eigener Energien zuständig und dominiert auch im Schlaf (Schlafstörungen sind häufig Umschaltschwierigkeiten vom Leistungsnerv zum Ruhenerv und können somit mit übenden Verfahren – z. B. Kneipp-Wechselgüssen – trainiert werden!).
Sämtliche Organe werden normalerweise ausgewogen und in einem rhythmischen Wechsel (Wach/Schlaf, Anspannung/Entspannung, Ein-/Ausatmung etc.) von beiden Nervenanteilen versorgt. Eine sympathische Steuerung macht den Organismus vorwiegend leistungsbereit und leistungsfähig: Dadurch werden Reserven mobilisiert und die Ermüdung hinausgeschoben.
Der Parasympathikus hingegen sorgt für den gegenteiligen Effekt, für die Erholung des Körpers und den Aufbau neuer Reserven. In unserer modernen, leistungsbezogenen Umwelt befinden sich viele Menschen in einem Zustand dauernder Anspannung und Anstrengung. Hinzu kommen meist noch Belastungen und Ärgernisse, denen ein Leben durch Lärm, Hetze, Schmerz oder Existenzangst und noch vielem anderem Ungemach ausgesetzt ist.
In der Biologie wurde 1950 von dem Mediziner Hans Selye für diesen Zustand der Begriff „Stress" eingeführt. Als Schlagwort ist Stress seit etwa 1970 in unserem allgemeinen Sprachgebrauch eingeführt und drückte zunächst etwas rein Negatives aus: Stress bedroht die Gesundheit und das Wohlbefinden. Man scheut und fürchtet ihn als Überanstrengung, als Überbelastung, gewissermaßen als beschleunigte Gangart des Verschleißes. Er scheint einerseits ein unvermeidliches Problem zu sein, mit dem wir in unserer Zivilisation ständig konfrontiert werden. In dosierter Form braucht der Mensch jedoch Stress zum Leben!
Die unterschiedlichen Reaktionen eines Lebewesens auf den jeweiligen „Stressor“ wurden deshalb mit Begriffen wie Eu-Stress (anregender, guter Stress) und Dis-Stress (zerstörender, krankmachender Stress, auch Overstress = Überstress) bezeichnet.
Ein wichtiges grundsätzliches Anliegen der Naturheilkunde und besonders der Kneipp'schen Therapie ist es, den schädlichen Dis-Stress in positiven Eu-Stress überzuführen und den Menschen wieder in Einklang mit seiner Natur zu bringen (Harmonie / Balance). Hierzu werden die Lebensfunktionen des Menschen und somit seine Leistungsreserve verbessert. Dazu ist es erforderlich, dass im Bereich des vegetativen Nervensystems eine Ausgewogenheit – vor allem im rhythmischen Wechsel – möglich ist und auch stattfindet (z. B. Ruhepause nach den Anwendungen, erholsamer Schlaf – ohne Schlafmittel!). Auch fernöstliche Methoden der Meditation, der Atemtherapie oder der sanften Körperrhythmik (Qi-Gong, Yoga, etc.) werden diesem Anspruch gerecht – entstammen aber einem anderen Kulturkreis, der sich nicht immer der Europäischen Mentalität vollinhaltlich erschließt.
Es ist keinem Lebewesen möglich, langfristig den krankmachenden Zustand einer ständig überhöhten Leistungsbereitschaft bei gleichzeitig fehlendem Ausgleich durch Erholung durchzustehen! Dauert jedoch dieser Zustand bei meist gleichzeitig bestehendem Bewegungsmangel und falschen Essgewohnheiten an, so kommt es zwangsläufig früher oder später zur Erschöpfung bzw. zum Ausbruch von Krankheiten. Diese können sich zunächst in einer Störung der Funktion (Schlafstörung, Nervosität, Verdauungsbeschwerden, Herzrhythmusstörungen, Kreislaufschwäche, Reizbarkeit, depressive Verstimmungszustände) äußern und später in eine Organerkrankung übergehen (z. B. chronische Magenschleimhautentzündung oder ein Geschwür bis hin zur bösen Entartung, etwa bei anhaltendem Sodbrennen).
Einige Leitgedanken für „Gestresste“
- Wer sein Herz dem Ehrgeiz öffnet, verschließt es der Ruhe.
- Die Stille ist der Unruhe Herr.
- Wunschlosigkeit führt zu innerer Ruhe.
- Legen Sie sich jeden Tag für Ihre Sorgen eine halbe Stunde zurück – und in dieser Zeit machen Sie ein Schläfchen.
- Das Leben meistert man lächelnd oder überhaupt nicht.
- Je mehr man in der Natur liest, umso ruhiger wird man.
- Das Gute lebt im Hier und Jetzt.
- Durch Leichtfertigkeit verliert man die Wurzeln, durch Unruhe die Übersicht.
· Üben Sie das „Lassen“ mit Freude – das „Tun“ können Sie ja …! |
Entgleiste vegetative Funktionen
Eine weitere lebenswichtige Funktion des vegetativen Nervensystems besteht ursprünglich darin, den Menschen in Gefahrensituationen entweder zur Auseinandersetzung oder zur Flucht leistungsbereit zu machen: Dazu werden kurzfristig Leistungsreserven mobilisiert – der Blutzucker, die Blutfettwerte sowie der Blutdruck werden erhöht, Herzschlag und Blutkreislauf beschleunigt –, um die für die Auseinandersetzung mit dem „Feind“ benötigten Energien zur Verfügung zu haben. Heutzutage aber befindet sich das vegetative Nervensystem in dauernder Alarmbereitschaft, ohne die bereitgestellten Energien durch die eigentlich vorgesehene körperliche Betätigung zu verarbeiten. Langfristig trägt dies zur Entstehung der bekannten Zivilisationskrankheiten bei: Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung, erhöhte Blutzuckerwerte und durch Schwächung unseres Immunsystems eine sinkende Abwehr gegen Infektionen mit Viren und Bakterien. Auf diesem Weg der geschwächten Abwehrlage steigt auch die Krebsdisposition (Bereitschaft), die Nieren werden durch ständige Erregung geschädigt, die Blutreinigung dadurch vermindert und die Tendenz zu Schäden am Gefäß- und Kreislaufsystem verstärkt. Die Gerinnungsbereitschaft des Blutes erhöht sich, was wiederum eng mit Herzinfarkt, Hirnthrombosen und Durchblutungsstörungen zusammenhängt. Bekannt ist auch eine Rückwirkung auf die übergeordnete Hormondrüse (Hypophyse), was zu weiteren Folgeschäden im übrigen Hormonhaushalt (etwa der Schilddrüse) führen kann.
„Wenn man die Lebensweise mancher Menschen mit ansieht, wenn man die Verkehrtheiten betrachtet, so möchte man fast an dem gesunden Sinne der Menschheit und an ihrem logischen Denken zweifeln." (Sebastian Kneipp) |
Zum vegetativen Ausgleich trägt vor allem ein wieder neu zu erlernender Ausgleich zwischen Anspannung und Erholung bei einer gleichzeitig positiven Lebenseinstellung bei – nicht jedes Ärgernis sollte sich gleich zu einem großen Problem auswachsen (Ordnungstherapie). Ausreichende körperliche Bewegung (Bewegungstherapie) bei richtig zusammengesetzter, individuell verträglicher Vollwertnahrung (Ernährungstherapie) und mit Unterstützung mild wirkender Heilpflanzen (Phytotherapie) trägt viel zum vegetativen Ausgleich bei und vermag die Krankheitsbereitschaft insgesamt zu vermindern.
Entgleiste vegetative Funktionen werden in der Umgangssprache auch als Urlaubs- oder Kurreife („reif für die Insel") beschrieben. Häufig ist sogar eine fehlgenutzte Freizeit für diese Zustände verantwortlich, denn vielfach wird freie Zeit nicht zur notwendigen Entspannung genutzt, sondern führt zuweilen zu Freizeitstress, zu einer regelrechten Freizeitpathologie! An die Stelle von Freizeit treten dann oft „Fresszeit", „Rauchzeit", „Trinkzeit", das Mithalten mit ständig neuen Moden, Lebensgenüssen und gesellschaftlichen Anforderungen (Prestigeurlaub anstatt Erholungsurlaub oder früher Sommerfrische!).
Eine längere körperliche und seelische Entlastung bei gleichzeitiger Anwendung unterschiedlicher, individuell angepasster Naturheilverfahren ermöglicht es dem Organismus, gestörte vegetative Funktionen wieder zu harmonisieren. Dadurch werden Umstimmungsprozesse eingeleitet, die die Fähigkeit des Organismus stärken, auf Belastungen angemessen und gesund zu reagieren und sich Herausforderungen des Alltages in Beruf und Familie wieder besser anzupassen. Nicht selten verhilft gerade eine Kur zu einer neuen, naturgemäßeren und gesünderen Lebensweise – die Lösung aus den Alltagsbindungen, Ruhe, Meditation und Spaziergänge in einer intakten Natur schaffen dann die besten Voraussetzungen für nachhaltige Erholung und Regeneration von Körper, Geist und Seele.
Tipps und Tricks zur Entspannung
- Bleiben Sie maßvoll, auch in Ruhe und Arbeit, Freud und Leid. Zur Mäßigkeit gehört auch Regelmäßigkeit.
- Versuchen Sie, sich zweimal am Tag auf „Nichts" zu konzentrieren – stellen
Sie sich eine weiße Wand vor.
- Körperliche Bewegung (z. B. ein 15minütiger Abendspaziergang) dient als Blitzableiter für die Seele.
- Gehen Sie mit Ihrem Hund spazieren – auch wenn Sie keinen haben!
- Genießen Sie wieder öfter Natur (einen Gang durch den Wald) und Kultur
(ein gutes Buch, schöne Musik).
- Schweigen Sie bewusst mehrmals täglich.
- Ein kurzes warmes (jedoch nicht zu warmes!) Bad (z. B. mit Baldrian oder Melisse) abends unmittelbar vor dem Schlafengehen kann beruhigen. (Nicht jedoch für Kreislaufschwache geeignet – hier kann oft die gegenteilige Wirkung eintreten!)
- Legen Sie sich am Tag einmal hin und entspannen Sie sich 10 bis 15 Minuten.
- Beobachten Sie morgens nach dem Aufwachen Ihre Atmung etwa eine Minute lang.
- Meiden Sie Lärm.
- Entspannen Sie aktiv – wählen Sie eine geeignete Meditation: z. B. Autogenes Training, Atemübung, auch Golf, Bogenschießen o. a. (sogenannte konzentrative Entspannung).
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